Geschichte der IRMG

1973 lud die von Marie-Louise Roth gegründete und an der Universität Saarbrücken beheimatete Arbeitsstelle für Robert-Musil-Forschung zu einem internationalen Symposium ein, an dem Fragen der Robert-Musil-Forschung behandelt wurden und an dem die Anregung des damaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky aufgenommen wurde, eine Robert-Musil-Gesellschaft zu gründen. Die Gründung der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft erfolgte am 11. Juni 1974 im Palais Lobkowitz in Wien unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Bruno Kreisky, der, wie er an der Gründungsversammlung sagte, nach mehrmonatiger Gestapo-Haft nur ein Buch ins schwedische Exil mitnahm, „eine kartonierte, zerlesene Ausgabe des Mann ohne Eigenschaften“ (Musil-Forum 1, 1975, S. 67). Zum international zusammengesetzten Kuratorium der Gesellschaft gehörten neben Bruno Kreisky so illustre Namen wie der Musil-Übersetzer und Lyriker Philippe Jaccottet, der Gründer der ersten Musil-Gesellschaft in den Dreissigerjahren Bruno Fürst, der Journalist Bernard Guillemin, Musils Schwiegersohn Otto Rosenthal sowie die Schriftsteller Hermann Kesten, Friedrich Thorberg, Jean Rodolphe von Salis, Ignazio Silone, André Malraux sowie viele Germanisten aus Ost- und Westeuropa sowie den USA.

Bei der Zusammensetzung des Vorstandes bemühte man sich um Internationalität, indem Mitglieder aus Österreich, der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Englands und Frankreichs vertreten waren. Die erste Präsidentin war Marie-Louise Roth, die bis 2001 die Geschicke der Gesellschaft führte. Der erste Vizepräsident war der österreichische Lyriker Ernst Schönwiese (bis 1990). Von 2001 bis zu seinem Tod 2008 präsidierte Peter Henninger (Paris) die Gesellschaft. Seit 2009 ist Klaus Amann (Klagenfurt)Präsident.

Die Hauptaufgabe der Gesellschaft ist gemäss § 2 der Statuten„das Verständnis der Werke Robert Musils zu fördern und seine geistige Hinterlassenschaft zu pflegen. Sie möchte insbesondere durch den Gedankenaustausch der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in aller Welt und all jenen, die den Dichter kennen und schätzen, die Erforschung seines Werkes unterstützen, sein Andenken bewahren, sein geistiges Vermächtnis ehren und dazu beitragen, seine hinterlassenen Schriften zu veröffentlichen.“

Zur Erfüllung dieser Aufgabe wurden regelmässig Symposien durchgeführt:

1977 Nachlaß- und Editionsprobleme bei modernen Schriftstellern
1979 Robert Musil und die Tradition (Luxemburg)
1980 Stadt und Urbanität im Werk Musils (Wien, zusammen mit der österreichischen Literaturgesellschaft und dem österreichischen PEN-Club)
1980 Sprachästhetische Sinnvermittlung (Berlin)
1981 Aktualität Robert Musils (1880-1942) (Brüssel)
1987 Die Übersetzung literarischer Texte am Beispiel Musils (Straelen)
1990 Robert Musil and the Literary Landscape of his time. Robert Musil und die literarische Landschaft seiner Zeit (Salford)
1992 Hommage à Robert Musil (Genf)
1994 Robert Musil unser Zeitgenosse. Junge Musil-Forschung (Wien)
1996 Identités autrichienne. Littérature dans le contexte de Robert Musil. Literatur im Kontext Robert Musils (Saarbrücken).
1998 Robert Musil und Frankreich (Strassburg)
2001 Musil an der Schwelle zum 21. Jahrhundert (Saarbrücken)
2005 Robert Musils Drang nach Berlin (Berlin)
2007 Re-contextualising Robert Musil. The author “without qualities” and European Culture (Lancaster)
Zur Bekanntheit Musils trug auch die von Annette Daigger zum 100. Geburtstag Musils konzipierte Ausstellung bei, die im Mai 1980 an der Landesbibliothek Karlsruhe und später in Berlin, im Centre Pompidou in Paris und an mehreren anderen Orten gezeigt wurde.

Die Gesellschaft gibt das Musil-Forum heraus.
Dieses wurde 1975 von Jürgen C. Thöming begründet und bis 2000 von ihm betreut.

Rosmarie Zeller
Freiburg/Basel